Das Konzept von UKS-Material

U N K O N Z E N T R I E R T in der Schule …

Dieses Phänomen betrifft in unseren hektischen, reizüberfluteten Zeiten längst nicht nur einige wenige Kinder mit AD(H)S, sondern es verursacht flächendeckend Lern- und Leistungsprobleme. Diese beginnen meist schon in der Grundschule und verhindern zum Beispiel die dringend notwendige Automatisierung der Basisfähigkeiten wie diszipliniertes, systematisches Arbeiten, sinnerfassendes Lesen, zügiges, korrektes Ab-/Schreiben und sicheres Kopfrechnen. Die Ursachen für mangelnde Konzentration mögen vielfältig und schwer zu beseitigen sein, aber der Einsatz von besonders geeigneten Arbeitsmaterialien ist zumindest ein erster, einfacher und effektiver Schritt, um negativen Tendenzen frühzeitig entgegenzuwirken.

Spezielle Übungsmaterialien für unkonzentrierte Schüler müssen andere Kriterien erfüllen als die üblicherweise vorhandenen:

  • Sie sollten komplett ablenkungsfrei und reizarm sein – ohne überflüssige Illustrationen.
    Denn: Zu viele Bilder lenken ab. Illustrationen verführen zum Raten statt zum sorgfältigen Lesen und Verstehen. Bilder haben nur dann ihre Berechtigung, wenn sie einen sehr komplizierten Lerninhalt klarer machen oder als Symbolbild/Anlautbild einen „visuellen Anker“ bilden. Zur Verzierung und Ausschmückung sind sie überflüssig und sogar schädlich.
  • Sie sollten Überforderung und Fehlerpotenzial vermeiden – ohne Ratespielchen.
    Denn: Unkonzentrierte Schüler lernen nicht aus den Fehlern, die sie infolge der Überforderung machen, sondern sie speichern diese Fehler dauerhaft ab! Das ist verhängnisvoll und deshalb ist Üben dann komplett sinnlos. Lieber intensiv an korrekten Vorlagen üben lassen, statt „Ratespielchen“ anzubieten, bei denen die Trefferquote nur um die 50% liegt!
  • Sie sollten extrem klar strukturiert sein in Inhalt und Layout – ohne kreatives Chaos.
    Denn:  Unstrukturierte Kinder sind mit unstrukturierten Arbeitsblättern überfordert. Unklare Aufgabenstellungen, Texte und Bilder, die kreuz und quer über das Blatt verteilt sind, Wortfragmente oder Buchstaben, die kopfüber stehen usw., sind kontraproduktiv, sie verschärfen das Chaos. Eine klare, übersichtliche Anordnung der Lerninhalte (am besten in Tabellenform) wirkt dem entgegen.
  • Sie sollten Sicherheit, Routine, Automatisierung erzeugen – ohne frustrierende Anstrengung.
    Denn: Sicherheit, Routine und Automatisierung brauchen unkonzentrierte Schüler überlebensnotwendig. Aber gerade weil sie ihnen auf fast allen Gebieten fehlen, weil sie ständig „am Schwimmen“ sind, wird jede Übung, jede Aufgabe zur Kraftanstrengung, die Stress, Frustration und Ablehnung hervorruft. Übungen müssen als leicht empfunden werden, damit durch die positive Einstellung zur Arbeit Lernfortschritte erzielt werden können.
  • Sie sollten „Arbeiten wie auf Schienen“ ermöglichen – ohne ständigen Methodenwechsel.
    Denn: Häufiger Methodenwechsel ist für unkonzentrierte Schüler nicht interessant und er verhindert auch keine Langeweile, sondern er bewirkt Überforderung. Es muss wieder lange herumgerätselt werden, was denn nun zu tun sei, anstatt gleich mit der Arbeit loszulegen. Dadurch wird zu viel Energie auf die Methode verpulvert statt auf die eigentlichen Lerninhalte. Eine eingeübte sichere Methode, die über längere Zeiträume beibehalten wird, schafft Selbstvertrauen und Geborgenheit. Die Konzentration wird gebündelt und nur dann ist die Arbeit zielführend! Auch für „Lernbegleiter“ (Pädagogen, Therapeuten, Eltern) ist „Arbeiten wie auf Schienen“ eine große Entlastung.
  • Sie sollten umfangreicher sein, aber aufteilbar in sehr kleine Übungseinheiten.
    Denn: Unkonzentrierte Schüler brauchen überschaubare, abgegrenzte Arbeitsportionen – davon aber wiederum sehr viele. Die große, komplizierte Aufgabe macht Angst, ist sie aber aufgeteilt in nachvollziehbare, kleine Einzelschritte, verliert sie ihren Schrecken.
  • Sie sollten  deutlich mehr schlichte, eindeutige Wiederholungsmöglichkeiten bieten. .
    Denn: Durch Defizite in der Aufmerksamkeit und Konzentration gehen im Unterricht zu viele Lerninhalte verloren. Beispiel: Komplizierte Regeln kann das unkonzentrierte Kind nicht nach ein bis zwei Beispielen abspeichern – nach 10 bis 15 Beispielen aber durchaus! Es braucht dieses „Mehr“ an Wiederholung, doch dieses Angebot kommt in den gemischten Lerngruppen häufig zu kurz.
  • Sie sollten  Elemente enthalten, die bewusst zum systematischen, disziplinierten Arbeitsverhalten veranlassen – zum Beispiel in Form von einer Aufgaben- und Abhakliste.
    Denn: Unkonzentrierte Schulkinder schieben ihre Aufgaben oft wie einen Berg vor sich her. Weil er so unüberwindlich scheint, mögen sie mit der Arbeit gar nicht beginnen. Sie machen dann irgendetwas und das ist oft das Falsche. Eine durchnummerierte Aufgabenliste mit klaren Ansagen hilft beim strukturierten Arbeiten. Die Abhakliste vermittelt in befriedigender Weise, was schon alles geschafft wurde und wie wenig noch zu tun ist.
  • Sie sollten den Faktor Arbeitszeit stärker berücksichtigen – zum Beispiel durch eine vorgegebene Maximalarbeitszeit.
    Denn: Eine Übung ist absolut nichts wert, wenn sie nicht in angemessener Zeit erledigt, sondern vertrödelt wird. Deshalb sollte der Faktor Arbeitszeit bewusst wahrgenommen und für den Schüler überprüfbar gemacht werden. Denn auch die „gefühlten zwei Stunden“ für eine Übung sind ganz schnell in die Realität von 10 Minuten zurückgeholt, wenn ein digitaler Kurzzeitwecker während der Arbeitsphase unauffällig mitläuft (natürlich ohne zur Eile und zu schlampiger Arbeit anzutreiben).
  • Sie sollten Elemente enthalten, die die Motivation von außen steuern, erhalten und verstärken – zum Beispiel in Form von Bewertungskriterien, Benotungs- und Belohnungstabellen.
    Denn: Arbeitsverhalten und Motivation sind auch heute noch die Schlüssel zum Schulerfolg – egal, ob und welche Teilleistungsstörungen tatsächlich vorliegen. Auch Kinder, die eigentlich fit sind oder sogar hochbegabt, scheitern gelegentlich an diesen beiden Faktoren. Die wenigsten Schüler lernen aus innerem Antrieb, weil es ihnen ein dringendes Herzensbedürfnis ist. Sie alle brauchen die Bestätigung von außen – umso mehr, wenn ihnen die Arbeit schwerfällt und Erfolge selten sind. Deshalb sollten nicht nur die oft trostlosen Arbeitsergebnisse bewertet werden, sondern in erster Linie sollte jede sichtbare Anstrengungsbereitschaft und jeder Ansatz einer positiven Arbeitsweise bewusst wahrgenommen und belohnt werden. Nur auf diese Weise bleibt auch die Langzeitmotivation erhalten.

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